„Jammern und nichts tun ist keine Lösung“

20. Weiler Wirtschaftstreffen: Rund 300 Unternehmerinnen und Unternehmer sind mit dabei

Der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Baden-Württemberg, Rainer Neske, findet deutliche Worte zur aktuellen Wirtschaftslage. Bildquelle: WWT / Welti

Der Applaus war lange anhaltend, die Ausführungen zuvor direkt und deutlich. Rainer Neske, der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), machte im Großen Sitzungssaal deutlich, wo seiner Meinung nach der deutsche Wirtschafts-Schuh drückt.
 
Das 20. Weiler Wirtschaftstreffen, organisiert von der Weil am Rhein Wirtschaft & Tourismus (WWT), war ein voller Erfolg. Knapp 290 Anmeldungen von Unternehmerinnen und Unternehmern aus der 3-Länder-Stadt sorgten für einen vollen Saal und die Referenten für Antrieb und Impulse in doch eher düsteren Zeiten.
 
WWT-Geschäftsführer Peter Krause freute sich über die bevorstehende Eröffnung der Südhalle auf dem Kesselhaus-Gelände, die vollends vermietet ist, und die Tatsache, dass das beliebte Kulturcafé im Kesselhaus bald schon wieder seine Tore öffnet.
 
Wie die zu Beginn doch von vielen belächelte Initiative, junge Inderinnen und Inder nach Deutschland zu holen, um sie beispielsweise zum Metzger, Fleischer oder zur Fachverkäuferin auszubilden, plötzlich in aller Munde ist und sich zu einem unglaublichen Erfolgsprojekt entwickelt hat, gab der in Weil am Rhein ansässige Metzger Joachim Lederer zum Besten.
 
„Jammern und nichts tun, ist die schlechteste Lösung“, machte er deutlich und appellierte, aktiv gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel anzugehen. Wie sehr ihm sein Handwerk am Herzen liegt und wie sehr ihn die fleißigen jungen Menschen aus Indien begeistern, das wurde bei seiner Motivationsrede auf der Bühne mehr als deutlich.
 
Anpacken statt lamentieren: Auch Rainer Neske blies in dieses Horn. „Wir schaffen es aus dem Jammertal hinaus“, machte er deutlich. Aber nur dann, wenn man Veränderungen nicht im Wege stehe, weiter am Ball bleibe und sich nicht entmutigen ließe.

 
Titel des Vortrags von Rainer Neske:„Wohin steuert die deutsche Wirtschaft?“:
„Wohin steuert die deutsche Wirtschaft?“: war der Titel seines spannenden Vortrags, der ein deutliches und keinesfalls schön geredetes Abbild der aktuellen Lage darstellte. Er monierte die überbordende Bürokratie und den immensen Überwachungswahn der Politik, das Misstrauen in die Kapitalmärkte und die fehlende Risiko- und Leistungsbereitschaft von Teilen der Gesellschaft.  
 
Die Prognosen für die Zukunft seien düster, doch seien diese ja nicht in „Stein gemeißelt“. Wenn man sich jetzt auf die Hinterbeine stellt, aktiv wird, sich dagegenstemmt und sich den neuen Entwicklungen stellt, werden solche Aussichten auch schnell wieder anders aussehen. Deutschland hatte und hat noch immer aufgrund der Dezentralität und den vielen, vielen regionalen Unternehmen großes Potenzial, führte der Chef der größten deutschen Landesbank und dienstältester CEO eines der großen Finanzinstitute der Republik aus.
 
Zuvor hatte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz das Wirtschaftstreffen als wichtiges Instrument des Austauschs unter Weiler Betrieben bezeichnet und die Wichtigkeit einer gut gehenden Wirtschaft vor Ort für die Kommune selbst und damit der gesamten Bevölkerung unterstrichen: „Ohne eine prosperierende Wirtschaft gibt es keine prosperierende Kommune.“

 
Dietz: „Wir müssen heraus aus einer zu beobachtenden mentalen Wohlstandsdekadenz.
Wie findet die deutsche Wirtschaft zu alter Stärke zurück. Dietz: „Wir alle müssen dazu beitragen, dass die Unsicherheiten weichen und wir zurückkehren in die Spur einer gedeihenden Gesellschaft.“ Das Gute und Unsichere in der Politik sei, dass sich die Verhältnisse ändern ließen. „Wir müssen heraus aus einer zu beobachtenden mentalen Wohlstandsdekadenz. Dafür muss und kann sich aus meiner Sicht viel in den Köpfen ändern, für manchen wahrscheinlich schmerzhaft, aber am Ende befreiend.“ Die allgegenwärtige Bedenkenträgerei dürfe nicht länger Maßstab politischen Handels sein.
 
Für die Unternehmerinnen und Unternehmern wünschte er sich mehr Mut zur Entscheidung und – wenn erforderlich – dann den Mut zur Korrektur und nicht zur nachträglichen Rechthaberei. „Pioniergeist eben“.
 
Im Anschluss lud die WWT einmal mehr zu einem Stehempfang ein. Hier konnten einmal mehr die Verantwortlichen der Betriebe und Firmen untereinander in Kontakt treten, wichtige Netzwerke bilden und damit den lokalen Zusammenhalt weiter stärken.