Anfang eines grenzenlosen Radvergnügens

Startschuss für Trinationales Veloverleihsystem: Erste Standorte im Friedlinger Rheinpark und in Hüningen

Freuen sich über den Start des trinationalen Veloverleihsystems: (v.l.) Markus Bacher, CEO von Velospot, Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, die Basler Regierungsrätin Ester Keller, Jean-Marc Deichtmann, Bürgermeister von Huningue, sowie Patrick Leypoldt von Agglo Basel. Bildquelle: Stadtverwaltung Weil am Rhein / Bähr

Fahrräder ausleihen und zwar grenzenlos, das ist ab sofort möglich. Im Herzen des Dreiländerecks, im Friedlinger Rheinpark direkt an der Dreiländerbrücke, befindet sich der deutsche Standort des ersten trinationalen Veloverleihsystems. Neben Basel auf Schweizer ist auch Hüningen auf französischer Seite mit von der Partie.  

Mit dem Verleihsystem „Velospot“ geht ein weiteres grenzüberschreitendes Projekt an den Start. „Im Überschreiten von Grenzen haben wir in der Region Übung“, stellte Regierungsrätin Ester Keller bei der offiziellen Eröffnungszeremonie fest und freute sich darüber, in solch einer besonderen, privilegierten Region leben zu dürfen.

„Heute Morgen bin ich in zehn Minuten mit dem Fahrrad aus Basel über Frankreich nach Weil am Rhein gefahren.“ Sehr viele Menschen würden auf dem Weg zur Arbeit fast täglich Kantons- und Landesgrenzen überschreiten, meinte sie weiter. 

Drei Länder, eine Region: „Das ist unsere DNA“, hielt sie fest. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist quasi Alltag: So wurden den vergangenen Jahren auch Tramverlängerungen von Basel nach Weil am Rhein und St. Louis realisiert und mit dem Projekt 3Land entwickelt man derzeit einen grenzüberschreitenden, trinationalen Stadtteil. „Nun dürfen wir auch erste Erfahrungen mit unserem neuen grenzüberschreitenden Veloverleihsystem sammeln“, so Keller.


Dem Teilen von Fahrzeugen kommt mit Blick auf die klimafreundliche Mobilität eine große Bedeutung zu
Der Basler Veloverleihanbieter „Velospot“ wurde vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren aus der Taufe gehoben. Das Angebot nimmt laufend weiter an Fahrt auf. Dem Teilen von Fahrzeugen, erklärte Keller, komme mit Blick auf die klimafreundliche Mobilität eine große Bedeutung zu.  „Nicht nur, weil wir es den Menschen damit noch einfacher machen, auf ein eigenes Auto und generell aufs Autofahren zu verzichten, sondern auch, weil wir Platz und Ressourcen sparen, wenn mehrere Personen sich ein Fahrzeug teilen.“

Keller führte zudem aus, dass es viele Menschen zu schätzen wüssten, wenn sie Verkehrsmittel kombinieren könnten. Beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit. „Man geht zu Fuß zur Bushaltestelle, steigt am Bahnhof in den Zug um und legt die letzten Kilometer mit dem Leihvelo zurück.“ Dieses Beispiel zeige, dass das Fördern von Sharingsystemen in den engen Grenzen einer Stadt nur bedingt etwas bringe. „Den größten Hebel haben wir bei der grenzüberschreitenden Mobilität.“

Wobei man dann auch mit den größten Herausforderungen zu kämpfen habe, so Keller, die auf die unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben verwies. Zudem gelte es sich auf gemeinsame Ziele und die Finanzierung zu einigen. „Doch haben wir in der Region bereits mehrfach bewiesen, dass wir das können“, machte die Regierungsrätin deutlich und freute sich, dass das auch im Blick auf das Veloverleihsystem gelungen sei. 


„Dieses Projekt passt hervorragend zur Lebenswirklichkeit hier in unserer Region“
„Dieses Projekt passt hervorragend zur Lebenswirklichkeit hier in unserer Region“: Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz freute sich über die Stärkung der „intelligenten Mobilität“ im Dreiländereck und dass die Herausforderungen schnell und praktisch gelöst werden konnten. Hürden, wie die Versicherung über Grenzen hinweg, die zolltechnische Abwicklung, verschiedene Datennetzwerke oder auch die Wartung und Pflege der Stationen, seien vom Anbieter und dem federführenden Amt für Mobilität des Kantons Basel Stadt, gemeistert worden.

Das sei vor gar nicht allzu langer Zeit noch anders gewesen, als die Stadt versuchte habe, mit einer E-Scooter-Ausschreibung, die Mikromobilität in der Regio zu stärken. „Wir wollten kein Free-Flow-System und hatten eine exakte räumliche Vorstellung entwickelt, wo E-Scooter abzustellen sind. Trotz der Versicherung eines Anbieters, dass die grenzüberschreitenden Fragen geklärt sind, haben wir kein Angebot erhalten“, blickte Dietz zurück.

Umso erfreulicher, dass nun auf Initiative des Kantons Basel-Stadt das Trinationale Veloverleihsystem gestartet werden könne. 

Eingebunden, so Dietz weiter, sei es in den räumlichen Rahmen des gemeinsamen städtebaulichen Projektes „3Land“. Beim „Projekt 3Land“ sei es das Ziel, gemeinsam einen neuen Stadtteil entstehen zu lassen, der den Menschen den dringend benötigten Wohnraum und Arbeit gibt. „Wohnraum und Arbeitsstätten müssen mit einer intelligenten Mobilität vernetzt werden und hierbei bedient das Veloverleihsystem einen weiteren Mobilitätsaspekt“, erklärten Dietz und Stadtbauamtsleiter Christian Renner unisono.

Das trinationale Veloverleihsystem helfe bei der Vernetzung auf den sogenannten letzten Metern. Es unterstützt also in der Regel die bestehenden ÖPNV-Systeme.

„Nach einer hoffentlich positiven Probephase werden sich sicherlich weitere feste Standortpartner in Weil am Rhein finden lassen. Hierbei denke ich insbesondere an unsere leistungsstarken Gewerbebetriebe, aber auch an unsere eigenen Mobilitätsschwerpunkte, also an die Umsteigepunkte zu Bus und Bahn. Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass vor dem Hintergrund unserer kulturstarken Region hier auch im Bereich des Tourismus große Gruppen für das trinationale Veloverleihsystem akquiriert werden können“, hielt der Oberbürgermeister fest. 


Verbesserung des Lebensumfelds in Hüningen und im gesamten Dreiländereck
Auch Jean-Marc Deichtmann, Bürgermeister von Huningue, freute sich über das Engagement für eine proaktive Politik zum Umweltschutz und zur Verbesserung des Lebensumfelds in seiner Stadt und des gesamten Dreiländerecks. Das Veloverleihsystem sei ein weiterer Baustein in Sachen Weiterentwicklung der aktiven Mobilität auch auf französischer Seite. 

Deichtmann verwies auf den fortschreitenden Ausbau von Radwegen. Er sprach die interkommunalen Verbindungen wie die Rue de Belfort und die Rue de Village-Neuf an. „Dieses System bietet den Einwohnern und Touristen aus allen drei Ländern die Möglichkeit, einfacher zwischen den Ländern hin und her zu reisen“, hielt Deichtmann erfreut fest. Die beiden Standorte an der Dreiländerbrücke seien nicht nur symbolisch sehr besonders, sondern auch praktisch. „Wir leben das Dreiland.“

Markus Bacher, CEO von Velospot, verglich Mobilität mit dem Wasser: „Es fließt, staut sich ein Fluss, findet er einen neuen Weg.“ Die Fahrradmobilität habe unheimlich an Bedeutung gewonnen, sagte er und freute sich, dass man dieses „lebendige System“ aus der Taufe heben könne.


Im Großraum Basel gibt es heute knapp 300 Standorte für die Leihvelos des Anbieters Velospot
Der Basler Veloverleihanbieter Velospot betreibt erstmals je einen Standort in Deutschland und Frankreich mit insgesamt 16 Velos und E-Bikes. Diese befinden sich auf beiden Seiten der Dreiländerbrücke. Der Testbetrieb läuft vorerst ein Jahr. Die neuen Standorte in Weil am Rhein und Huningue ermöglichen die einfache Nutzung eines Leihvelos für eine Fahrt im eigenen Land oder über Landesgrenzen hinweg mit einer Rückgabe auch jenseits der Grenze. Im Großraum Basel gibt es heute knapp 300 Standorte für die Leihvelos des Anbieters Velospot. 

Zwar konnten die Nutzerinnen und Nutzer bereits bisher von der Schweiz aus mit dem Rad ins nahe Deutschland und Frankreich fahren, doch ab- und zurückgestellt werden durften die Fahrräder ausschließlich auf Schweizer Gebiet. Im September vergangenen Jahres sprachen sich, erinnerte sich Fabio Cachaco, Leiter Verkehrsplanung und Umsetzung Agglo Basel, deshalb auf Initiative des Aggloprogramms Basel die beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft zusammen mit 13 Gemeinden des Dreilands für die Einführung eines trinationalen Veloverleihsystems aus.