Erweiterung des Rathauses

Ein moderner, bürgernaher Meilenstein

Bürgernah, zweckmäßig, modern: Der Rathaus-Erweiterungsbau mit seinem Turm ist nicht nur ein optischer Höhepunkt, der das Zentrum der Stadt Weil am Rhein noch stärker in den Fokus rückt. Er steht dank seiner mehr als 70 Räumlichkeiten vor allem für ein zukunftsfähiges und modernes Arbeiten der Verwaltung. Was lange währt, wird gut, so könnte man sagen. Denn: Die Fertigstellung erfolgte mit Verspätung von rund einem dreiviertel Jahr.  
 
„Es war ein langer, nicht immer einfacher Prozess. Einige Hürden galt es zu umschiffen. Doch das ist uns, trotz am Ende des Prozesses ungünstiger Rahmenbedingungen, sehr gut gelungen“, meint Oberbürgermeister Wolfgang Dietz. Er dankt allen Projektbeteiligten und lobt gleichzeitig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses, da die sich nahezu tagtäglich mit den Einschränkungen, die eine Baustelle eben mit sich bringt, auseinandersetzen mussten.

„Für etwas, worauf wir nun Jahrzehnte gewartet haben, spielen doch ein paar Wochen keine Rolle mehr“, so das versöhnliche Fazit von Dietz. Die Umzüge der einzelnen Ämter und Abteilungen starteten dann ab dem 1. August des vergangenen Jahres nach und nach.
 

Baustelle mit vielen ungeplanten Hindernissen

Länger als geplant dauerten die Bauarbeiten. Die Gründe liegen auf der Hand. Erst war es die Corona-Pandemie mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten auf und neben der Baustelle, die den Firmen, der Bauleitung und dem Amt für Gebäudemanagement und Umweltschutz als Bauherren-Vertreter Kopfzerbrechen bereitete, dann wurden die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hautnah spürbar.

Viele Hindernisse mussten bewältigt werden. Ob das nun die coronabedingten personellen Ausfälle auf der Baustelle oder bei den Firmen waren, die plötzlich auftretende Rohstoffknappheit, enorme Lieferschwierigkeiten beim Material, wetterbedingte Verzögerungen oder die teilweise massiven Preissteigerungen.
 
Um so eindrücklicher ist das Ergebnis. Auch dank der Zusammenarbeit mit dem professionell agierenden Projektsteuerer und des engagierten Bauleiters direkt vor Ort konnten die finanziellen Auswirkungen in Grenzen gehalten werden. Knapp 22 Millionen Euro wurden für dieses Großprojekt (Erweiterungsbau und Brandschutzsanierung im Bestandsbau) veranschlagt. Dieses Budget kann nicht ganz eingehalten werden. Die Bau- und Umbaukosten belaufen sich auf rund 24,2 Millionen Euro.
 

Bestandsbau platzte aus allen Nähten

Eines war und ist Fakt: Der Erweiterungsbau ist für die Funktionalität einer zukunftsfähigen und modernen Stadtverwaltung notwendig. Viele Jahre wurde dieses Vorhaben immer wieder aufgeschoben und die Lage immer prekärer. Die räumlichen Unterbringungskapazitäten waren im Bestandsbau schon seit langer Zeit mehr als ausgeschöpft und überhaupt nicht mehr zeitgemäß. So kam es immer wieder vor, dass sich bis zu drei Mitarbeitende ein Büro teilten, das ursprünglich nur für eine Person ausgelegt war.

Strenge Auflagen des Brandschutzes gelten auch für das Rathaus. Und so mussten beispielsweise Fluchtwege geschaffen werden, wo an Flurenden noch einst nachträglich eingebaute Büros lagen.
 
Als das Rathaus auf der Leopoldshöhe 1964 bezogen wurde, hatte Weil am Rhein knapp über 18.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Heute leben in Weil am Rhein mehr als 31.000 Menschen. Nicht zuletzt bekam die Stadtverwaltung nach der Erhebung zur Großen Kreisstadt und den Eingemeindungen von Haltingen, Märkt und Ötlingen viele neue umfangreiche Aufgaben übertragen, die bis dahin von den Bürgerinnen und Bürgern einen Weg zum Landratsamt nach Lörrach abverlangten.
 
Vor dem Bezug des Erweiterungsbaus platzte das Rathaus sprichwörtlich aus allen Nähten. So existierten beim Neubezug des Rathauses in den 1960er Jahren beispielsweise die Stadtwerke noch nicht, gab es auch noch keine Baurechtsabteilung, und auch die Bildung des eigenständigen Kulturamtes 1985 führte zu mehr Personal. Aufgrund des technischen Fortschritts wurde eine eigene EDV-Abteilung notwendig.

Kurzum: Die Personalstärke im Rathaus ist in den vergangenen 60 Jahren enorm gewachsen. Diesem Umstand hat man in all der Zeit Rechnung getragen, in dem man Bereiche ausgelagert, an den Flurenden Büros eingerichtet und jede mögliche, freie Fläche in Besprechungsräume und Büros umgenutzt hat. 
 
 
Gemeinderat gibt grünes Licht

Bereits 2016 beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, die für die Planung und den Bau notwendigen Schritte einer Rathauserweiterung einzuleiten. 2018 stimmte das Gremium dann der Erweiterung und den Baumaßnahmen für die Anbindung an das Bestandsgebäude sowie der sicherheitstechnischen Sanierung des Bestandgebäudes zu.

Die Baufreigabe erteilte der Gemeinderat schließlich am 14. Mai 2019, ehe Ende Februar 2020 das Regierungspräsidium Freiburg die Ampel auf grün stellte und die dortige Baurechtsabteilung den „Roten Punkt“ aushändigte. Am 1. April 2020 begannen die Abbrucharbeiten am Nebengebäude und dem Fahrradschopf. Es war der eigentliche Startschuss dieses Meilenstein-Projekts, dem größten Hochbauprojekt der Stadt seit ihrem Bestehen.  
 
 
Rathausturm als visueller Anker im architektonischen Gefüge

Das Bauwerk, das vom Architekturbüro Blocher Partners aus Stuttgart entworfen wurde, fügt sich an den Bestandsbau und die umliegende Architektur an. Der viergeschossige Korpus korrespondiert mit dem Höhenniveau der benachbarten Bebauung. Zudem gewährleistet er ein zusammenhängendes, klares Erscheinungsbild der beiden Rathaus-Bauten.

Das funktionale Gebäude vereint Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit, ist eine Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger und bietet ansprechende Arbeitsplätze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen. Der Erweiterungsbau ist zugleich mehr als ein nur reiner Verwaltungsbau.

Optischer Höhepunkt ist der zweigeschossige Rathausturm, der aus größerer Entfernung zu sehen ist und damit das Stadtzentrum deutlicher erkennen lässt. Er ist der visuelle Anker im architektonischen Gefüge.
 
Das große Foyer stellt im Innenraum den verbindenden Mittelpunkt des bestehenden und des neuen Gebäudes dar. Der südliche Gebäudekopf fungiert als Kommunikationszone zwischen Alt und Neu. Ein eigenes Treppenhaus erhöht die Flexibilität der internen Gebäudenutzung. Das Gebäude hat zwei Treppenhäuser, eines als Erschließungskern mit Aufzug und ein Fluchttreppenhaus.
 
Der Rathausturm beinhaltet in seinem unteren Geschoss einen großen Mehrzweckraum mit einer Terrasse, der als Gemeinschaftsraum gedacht ist. Im oberen Turmgeschoss befindet sich der neue Trauraum. Ebenso könnten hier kleinere Veranstaltungen, wie zum Beispiel Lesungen oder Konzerte, stattfinden. Dank eines großen Panoramafensters gibt es einen eindrucksvollen Blick auf die Stadt, die Weinberge und die Basler Bucht.
 
 
Attraktiver Arbeitsplatz und gelebte Bürgernähe

„Vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels und der immer schwieriger werdenden Personalfindung, ist es von entscheidender Bedeutung, einen zeitgemäßen und attraktiven Arbeitsplatz anbieten zu können“, macht Oberbürgermeister Dietz deutlich. Nur so könne die Verwaltung in Konkurrenz mit anderen Arbeitsgebern bestehen.
 
Aber auch für die Bürgerinnen und Bürger bringt der Erweiterungsbau entscheidende Vorteile mit sich. So werden, ganz nach dem Motto „Verwaltung unter einem Dach“, kurze Wege und effizientere Strukturen geschaffen. Unter anderem kehrten das Kulturamt und das zeitweilig in Haltingen untergebrachte Standesamt wieder ins Rathaus zurück.

Ebenso zog die Abteilung Soziales, Schulen und Sport in das Bestandsgebäude ein. Sie war erst im ehemaligen „Hausmeisterhaus“ und zuletzt in der Containeranlage auf dem Rathausplatz untergebracht.
 
 
Energiesparendes Gebäude

Der Erweiterungsbau mit seinen 69 Büros, drei Besprechungsräumen inklusive Stabsraum für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, einem IT-Schulungsraum sowie einem attraktiven Trauraum ist in seiner Bilanz klimaneutral. Neben einer guten Dämmung gelingt dies durch erneuerbare Energie (drei Photovoltaikanlagen) und rationale Energieerzeugung durch ein Blockheizkraftwerk.
 
Die Gebäudetechnik ist sehr umfangreich. So gibt es beispielsweise eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. In den Besprechungsräumen wird zusätzlich die CO2-Belastung kontrolliert und die Be- und Entlüftung gesteuert. Auf eine klassische Klimaanlage wurde verzichtet. Des Weiteren verfügt das 5 323 Quadratmeter große Gebäude über eine ausführliche Sicherheits- und Brandschutztechnik.
 
 
Fördermittel
Für das kombinierte Fahrrad- und Abstellgebäude mit Logistikfläche und separaten Duschen und Umkleideräumen mit Spinden auf der Westseite des Bestandsgebäudes erhielt die Stadt eine Förderung aus dem Programm „Betriebliches und Behördliches Mobilitätsmanagement (B²MM )“ in Höhe von 155 880 Euro.

Aus diesem Fördertopf des Ministeriums für Verkehr des Landes Baden-Württemberg konnte die Stadt zudem für die Ausstattung der Besprechungsräume mit Videokonferenzsystemen zur Vermeidung von Dienstfahrten weitere 25 239 Euro genieren

Informationsbroschüre zum Herunterladen (4 MB)

Bestandsgebäude platzte aus allen Nähten

Nach dem Umzug verschiedener Ämter, wie zum Beispiel der Kämmerei, des Rechts- und Ordnungsamts oder auch des Amts für Gebäudemanagement und Umweltschutz, in den Erweiterungsbau, wurde das Bestandsgebäude weiter umgebaut.  Bei diesen Maßnahmen im gut 60 Jahre alten Bestandsgebäude ging es hauptsächlich um den Brandschutz und die Entfluchtung aus dem Gebäude, da beides nicht mehr den aktuellen Bestimmungen entsprach.
 
Im Zuge dessen wurden alle Flurtüren und ebenso alle Türen, die in ein Foyer münden, durch T30RS-Brandschutz-Türen ersetzt. Das bedeutet, dass diese Türen das Feuer für 30 Minuten „aufhalten“ und dass kein Rauch die Türe im geschlossenen Zustand durchdringen kann. Da die alten Brandschutz-Türen nicht an der Decke beziehungsweise dem Beton angeschlossen waren, musste hier ein etwas größerer Aufwand getätigt werden, um den Brandschutz zu gewährleisten.
 
 Im zweiten Obergeschoss wurde das Treppenhaus eingehaust, um im Brandfall eine Rauchableitung über den höchsten Punkt im Treppenhaus gewährleisten zu können. Somit kann der Rauch nach oben, durch ein dafür vorgesehenes Fenster abziehen. Das Fenster ist mit der bestehenden Brandmeldeanlage gekoppelt und öffnet sich automatisch im Brandfall.
 
Des Weiteren wurden Verbindungen vom Bestandsbau in den Erweiterungsbau geschaffen. Dies war nicht nur wegen der Zugänglichkeit nötig, sondern auch, um für jedes Büro und jeden Besprechungsraum, den vorgeschriebenen, zweiten baulichen Rettungsweg zu gewährleisten.
 

Fluchttreppe am Westgiebel des Bestandbaus

Am Westgiebel des Bestandbaus wurde eine Fluchttreppe errichtet, um auch hier einen vorgeschriebenen weiteren Rettungsweg sicherzustellen. Hier wurden die Zugänge auf die Fluchttreppe geschaffen. Dafür wurden Büros entfernt. Hier hatten auch der Heizungsbauer und der Elektriker ihre Hände im Spiel. 
 
Im Bürgerbüro wurde nicht zuletzt eine Türe in das Foyer des Erweiterungsbaus installiert. Diese ermöglicht nun einen besseren Zugang, um auch außerhalb der Öffnungszeiten, die Möglichkeit zu schaffen, nach einer Terminvereinbarung Bürgerinnen und Bürger empfangen zu können. Außerdem wurde auch hier wieder ein zusätzlicher baulicher Rettungsweg geschaffen. Auch hier waren noch einige Elektroarbeiten nötig.
 
Im Erdgeschoss wurde eine Wand geöffnet, um ein bis dahin „gefangenes“ Büro über den Flur zu erschließen. Da innerhalb des Büros ein Schrank installiert war, waren hier noch Arbeiten an der Wand durchzuführen, um wieder einen ansehnlichen Raum zu schaffen.
 
Auch die Türen des großen Sitzungssaales wurden durch Brandschutztüren ersetzt. Da der große Sitzungssaal und auch das Bestandsfoyer im Erdgeschoss einen gewissen Charme aufweisen, wurde hier genau auf das Aussehen der Türen geachtet, um den Flair der 60er Jahre zu erhalten.  Innerhalb des Saales wird es auch eine weitere Fluchttüre nach draußen geben. Dies ist nötig, da der große Sitzungssaal sehr vielen Menschen Platz bietet.
 
Durch das Entfernen der alten Türen und der Wände der ehemaligen Büros, sind einige Ausbesserungen an den Wänden und auch an den Decken nötig gewesen.  Dafür wurden die Holzverkleidungen im Foyer im ersten Obergeschoss entfernt und mit Trockenbau ersetzt. Die entnommenen Holzverkleidungen wurden in den angrenzenden Gängen genutzt, um beschädigte Teile zu ersetzen beziehungsweise zu reparieren.
 
Außerhalb der Brandschutzmaßnahmen gab es im Bestandsbau noch weitere Maßnahmen. Zum einen wurde am Anfang des Bauprojekts eine neue Netzersatzanlage eingebaut. Diese kann im Falle eines Stromausfalls, das gesamte Gebäude für eine längere Zeit versorgen. Somit ist die Einsatzfähigkeit der Stadtverwaltung im Notfall über einen bestimmten Zeitraum sichergestellt.
 

Velo-Abstellmöglichkeiten erweitert sowie Umkleide und Duschen erneuert

Da die Stadtverwaltung das Fahrradfahren unterstützt, wurde mit Hilfe einer Förderung des Bundes ein Fahrrad-Logistikgebäude gebaut. Neben den neuen Abstellmöglichkeiten wurden auch die Umkleideräume erweitert und die Duschen erneuert. Damit will die Stadtverwaltung den Mitarbeitenden den Umstieg auf das Fahrrad schmackhaft machen.
 
Im Untergeschoss wurde zudem der freigewordene Gemeinschaftsraum durch eine Erweiterung für das Archiv ersetzt, sodass auch für die nächsten Jahre ausreichend Platz für Dokumente und Akten vorhanden ist.
 
Des Weiteren wurde der Aufzug aus dem Bestandgebäude entfernt, da im Erweiterungsbau ein neuer installiert wurde, der nun alle Stockwerke abdeckt. Im Aufzugsschacht des ehemaligen Aufzuges wurden Geschoßdecken eingezogen, um im ersten und zweiten Obergeschoss jeweils einen neuen Technikraum zu erschaffen.
 
Zudem wird der bestehende Empfang aus dem Foyer demontiert. Dieser findet sein neues Zuhause dann im Haus der Volksbildung. Anstelle des bestehenden Tresens wird vor dem ehemaligen Aufzug, ein neuer Empfangstresen errichtet. Der alte Aufzugsschacht wird als Backoffice des neuen Empfangs genutzt. Und anstelle der heutigen Empfangstheke werden zwei neue Büros als Erweiterung des Bürgerbüros entstehen.
 
Im gesamten Bestandsbau wird es zudem eine flächendeckende WLAN-Verbindung geben. Zu guter Letzt, werden in den Foyers, in den Gängen, im Windfang des Haupteinganges und am Dach vor dem Haupteingang die Leuchten erneuert und eine Sicherheitsbeleuchtung installiert.