Extreme Witterung stresst auch die Trauben
Traditionelle Rebbegehung: Wichtige Informationen über die Arbeit der Winzerinnen und Winzer
Was für ein Ambiente: Die Sonnenstrahlen blitzen durch die voll behängten Reben als sich die mehr als 20-köpfige Runde bestehend aus Winzerinnen und Winzern, Fraktionsvorsitzenden, Haltinger Ortschaftsrätinnen und -räten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung zur traditionellen Rebbegehung aufmachte.
Diesmal traf man sich in Haltingen, um aus erster Hand zu erfahren, mit welchen Sorgen die hiesigen Winzerinnen und Winzer zu kämpfen haben und wie es um den diesjährigen Jahrgang bestellt ist.
Michael Heintz, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Haltinger Winzer eG, begrüßte bei schönstem Spätsommerwetter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die beim Gang durch die Haltinger Reben durchaus ins Schwitzen kamen.
Stress hatten auch die Trauben in diesem Jahr. Die extremen Wetterumschwünge mit hohen Temperaturschwankungen, Starkregen und enormer Hitze sorgen dafür, dass die Reifung ausgebremst wurde. Die Rebstöcke benötigen ihre ganze Energie, um überhaupt am Leben zu bleiben. Somit verschiebt sich die Lese auch etwas nach hinten. In etwa einer Woche soll die Hauptlese starten.
Auffällig ist die dünne Haut der Beere, und so hoffen Susanne Engler, Obfrau der Haltinger Winzer, und ihre Kolleginnen und Kollegen, dass es nun keine ergiebigen Regenfälle mehr gibt. Geringste Beschädigungen würden dann Wespen und die berühmt-berüchtigte Kirschessigfliege anlocken. Dieser war es im Sommer übrigens glücklicherweise zu heiß, um sich entsprechend zu vermehren.
Überhaupt spielen viele äußerliche Faktoren bei der Entwicklung der Trauben eine Rolle, die der Mensch eigentlich gar nicht beeinflussen kann. Heuer war der Start des Reifeprozesses eher von kühlen Temperaturen geprägt. Der Pilzdruck sei hoch gewesen, doch habe man den Einsatz von Pflanzenschutz lange hinauszögern können, so Engler. Dann kam die Hitze, und jede Menge Sonne schien in den Weinberg hinein. Nun hängen dort dicke, volle Trauben. Alles gut also?
Noch nicht. Denn erst, wenn die Trauben gelesen und in der Trotte gelandet sind, ist auch die Messe gelesen. Bis dahin, und das unterstrich Engler nochmals, könne noch alles passieren. So könne ein einziges Extremwetterereignis im letzten Moment die Qualität noch entscheidend verhageln.
Apropos Hagel. Winzer Matthias Dirrigl informierte über die so genannten Hagelschutznetze, die den Reben einen gewissen Schutz bieten. Die Investitionen seien zwar erheblich, doch die Ergebnisse würden sich sehen lassen. Diese Netze dienen zudem als Wespen- und Sonnenschutz.
Nichts dagegen können die Winzerinnen und Winzer gegen die Esca-Krankheit machen. Eine ganze Schar an pilzlicher Schaderreger sorgt dafür, dass der Rebstock schnell abstirbt.
Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz bedankte sich bei den Winzerinnen und Winzern für ihren großen Einsatz. „Beeindruckend“ sei für ihn die Leistung der Winzerinnen und Winzer, die nämlich das gesamte Jahr über sachkundig gewissenhaft und gut arbeiten würden.
Die starke Abhängigkeit von der Witterung führe aber dazu, dass das gesamte Engagement in den Reben auf einen Schlag zunichte gemacht werden könnte. „Mut und die Bereitschaft zur Veränderung“ seien wichtige Merkmale eines Menschen, der Jahr für Jahr alles für einen guten Wein gebe.
Bevor man sich zum gemeinsamen Vesper in die Räumlichkeiten der Winzergenossenschaft traf, lobte Engler noch die Stadtverwaltung Weil am Rhein für die zuverlässige Instandhaltung der Wege.